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„Babbe Rosendahl“ in Bommern

Der ehemalige Kotten Rosendahl, heute Alte Str. 17, befindet sich seit jeher an einer markanten Stelle, nämlich in der ersten scharfen Linkskurve der Straße.

Auch heute noch steht das Fachwerkhaus sehr dicht an der Bordsteinkante. Früher gab es an dieser Stelle auch noch einen Baum unmittelbar an der Straße. Um 1900 wurde diskutiert, diese Kurve zu entschärfen.

Eigentümer des Kottens war zu jener Zeit die Familie Wollenweber. Walter Wollenweber, geboren etwa 1890/95 und im Adressbuch 1925 als „Feilenhauer“ eingetragen, war in Bommern bekannt als Verfasser plattdeutscher Gedichte. Er hat den Besuch des Landrats aus Hagen, der zur Begutachtung der Kurven-Situation angereist war, in einer Anekdote – natürlich auf Platt – festgehalten. (Hier ein paar Auszüge)

„Ek well et probeeren un fange met ne Geschichte hir an,
dä sick um de Wenne det Jahrhunnert ob de „Olle Strote“ vör unserm Huse afgespirlt han.
…..
An de ´“Olle Strote“ solde wat geännert wän,
et gong öerwer nich ohne dat Amte u. de Landrotshäärn.
…..
Dä fienen Häären vam Landrotsamte kämen alsdann,
do se jo vürher vürl te „begutachten“ han.
Soga  de Landrot van Hagen kam selvers met,
do süht man, wat de Bürokratismus vör en Gedöhne het.
De „Prumenkötters“ vane „Olle Strote“ komen alle mangs geloupen,
ouk „Friggen Augus“ stond am Strotenrand bi dem grouten Houpen.“

Auf Hochdeutsch:

„Ich will es probieren und hier mit einer Geschichte anfangen,
die sich um die Jahrhundertwende auf der Alten Straße vor unserm Haus abgespielt hat.
…..
An der Alten Straße sollte etwas geändert werden,
es ging aber nicht ohne das Amt und die Landratsherren.
…..
Die feinen Herren vom Landratsamt kamen dann,
da sie ja vorher viel zu begutachten hatten.
Sogar der Landrat von Hagen kam selber mit.
Da sieht man, was die Bürokratie für einen Aufwand treibt.
Die „Pflaumenkötter“ von der Alten Straße kamen allesamt gelaufen,
auch „Friggen August“ stand am Straßenrand bei dem großen Haufen.“

Bommern gehörte zu jenem Zeitpunkt zum Landkreis Hagen. Mit „Prumenkötters“ waren die Kötter generell gemeint, da sie ja zur Selbstversorgung Obstbäume, also auch Pflaumenbäume besaßen.

Mit „Friggen August“ war der Besitzer des „Friggenkotten“, heute Alte Straße 25, gemeint.

Der im Titel genannte „Babbe Rosendahl“ = „Vater Rosendahl“ hieß in Wirklichkeit Wilhelm Wollenweber und war der Vater des Autors dieses Gedichtes. Hier wurde also ein späterer Betreiber des Rosendahlkottens immer noch nach dem ursprünglichen Kötter „Rosendahl“ benannt. Man könnte es als einen historischen „Ehrentitel“ bezeichnen, um die Abstammung klarzustellen.

Im Stadtarchiv befindet sich ein sogenanntes „Hofarchiv Rosendahl“ mit einer Reihe von Original-Handschriften ab 1754, die die Geschichte dieses Kottens dokumentieren. In einem Dokument von 1827 wird der damalige Kötter mit einem ähnlichen Namenzusatz aufgeführt:

„Henrich Schumacher, genannt Rosendahl“.

Die Geschichte mit dem Landrat geht übrigens so aus: „Friggen Augus“ forderte „Babbe Rosendahl“ auf, dem Landrat einen Stuhl anzubieten. Das lehnte der Kötter aber ab.

„ek sih gewärst so fake in Hagen met de Bahn,
ouk ob em Landrotsamt ha ek te daun dann,
ower en Staul angebouhen hiet mi ken Mann“

Auf Hochdeutsch:

„Ich bin so oft in Hagen mit der Bahn gewesen,
auch auf dem Landratsamt hatte ich dann zu tun, 
aber einen Stuhl angeboten hat mir kein Mensch.“

Diese Begebenheit und den plattdeutschen Text verdanken wir dem 1996 verstorbenen Wilhelm Lagemann, der in der Siepenstraße eine Gärtnerei betrieb, Friedhofsgärtner war und unermüdlich für den Heimat- und Geschichtsverein Bommern recherchiert und gesammelt hat.

Quellen: Unterlagen von Wilhelm Lagemann, Hofarchiv Rosendahl im Stadtarchiv Witten
Foto: Fundus H.U. Hake, Dieter Schidt
Dieter Schidt – Tel: 02302-32363

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