10 Jahre „Wir schaffen das“
11 Jahre Help-Kiosk
Als der Sozialausschuss sich nach der Kommunalwahl 2014 neu konstituiert hatte, zeichnete sich ab, dass die Stadt Witten Unterstützung bei der Flüchtlingshilfe gut gebrauchen konnte. So kam die Idee zu einer neutralen Anlaufstelle für Geflüchtete auf.
Sechs Engagierte hoben den Help-Kiosk als überparteiliches Bündnis aus der Taufe. Ein Jahr später wurde daraus ein gemeinnütziger Verein. Mittlerweile sind etwa zwanzig Aktive dabei, unterstützt durch ein Netzwerk von mehr als 100 Hilfsbereiten.
Der Verein startete als Untermieter der VHS in dem denkmalgeschützten ehemaligen Kiosk neben dem Rathaus. Mittlerweile gibt es zudem ein Lager und einen Laden in der Brauckstraße.
„Durch unsere politische Arbeit waren wir bei der Stadt schon bekannt. Das öffnete diese und jene Tür und erleichterte die Zusammenarbeit,“ sind sich Lilo Dannert und Stefan Borggraefe – beide Akteure der ersten Stunde – einig.
Eine Welle der Hilfsbereitschaft
Und doch war es ein Sprung ins kalte Wasser. Alle mussten selbst einiges dazulernen. „Es war viel Learning by Doing“, so Borggraefe. Doch sie wurden schnell firm in den vielfältigen Aufgabenbereichen. Alle möglichen Anträge stellen, Begleitung bei Amtsgängen, Wohnungsvermittlung, Veranstaltungsplanung, Familienzusammenführung. Aber auch das Koordinieren, Verwalten oder Verteilen von Hilfsangeboten.
Denn die Hilfsbereitschaft der Wittener Bevölkerung war enorm. Besonders während der großen Flüchtlingswelle in 2015. Als die Jahnhalle als Erstunterkunft fungierte, meldeten sich dort sage und schreibe 1000 Menschen, um ihre Hilfe anzubieten. Es war alles dabei: Sprachunterricht, Kinderbetreuung, sogar geführte Wanderungen.
Eine Anekdote aus dieser Zeit dreht sich um Kofferbeschaffung. Da viele Geflüchtete ihre Habseligkeiten in Plastiktüten transportieren mussten, wurde ein Aufruf gestartet. Innerhalb kürzester Zeit wurden deutlich mehr Koffer als benötigt gespendet! Also half man unter anderem in den Unterkünften in Hagen und Sprockhövel aus.
Geflüchtete helfen Geflüchteten
Früh schon halfen Geflüchtete selbst in der Organisation. Viele waren dankbar für die Hilfe, die sie erfahren hatten und wollten etwas zurück geben. Besonders gefragt ist ihre Hilfe bei Übersetzungen.

„Wir schaffen das“ – der Satz der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel löst bis heute Debatten aus. Wie sehen es die, die an vorderster Front mit dem Thema zu tun hatten und noch haben?
Dazu Stefan Borggraefe: „Angela Merkel hat damals eine Selbstverständlichkeit ausgesprochen. Natürlich kann ein reiches Land wie Deutschland diese Anzahl Geflüchteter aufnehmen, sie unterbringen und ihnen gut helfen. Inzwischen sind viele der damals in Witten angekommenen Menschen Deutsche geworden, zahlen schon viele Jahre hier Steuern, machen gute Arbeit und leisten ihren Beitrag. Entgegen der Behauptungen rassistischer Desinformationskampagnen hat sich die Kriminalitätsrate in Witten seit 2015 nicht erhöht.“

Der Help-Kiosk freut sich weiterhin über Unterstützung. Alle Infos auf der Facebook-Präsenz des Vereins.
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