Skip to main content

histoWIT

Wilshaus – Trinkhalle am Denkmal

Ein kurioses Foto, das ich in der Physiotherapie am ehemaligen Denkmal, Elberfelder Straße 1, entdeckte, führte zu Nachforschungen und schließlich zu einem Gespräch mit Wilhelm Wilshaus und seiner Ehefrau Brigitte, wohnhaft Bodenborn 86.

Wer sich mit der Bommeraner Heimatgeschichte beschäftigt, weiß, dass der Name Wilshaus auf ein ehemaliges Geschäft am Denkmal hinweist.

Der Großvater von Wilhelm Wilshaus – er hieß auch Wilhelm – verkaufte schon in den 1920er Jahren u.a. Obst und Gemüse an der Stelle, wo heute das Wohnhaus der Familie steht. Zum Glück kann man dort noch ein Gemälde betrachten, das die damalige Situation am Denkmal ganz detailliert zeigt.

Kiosk und Trinkhalle

Das alte Wohnhaus Bodenborn 86 war ein einstöckiges Holzhaus, das – wie die heutigen Häuser auch – an der Böschung der Straße lag und über eine Treppe zugänglich war.

Davor – quasi unten auf dem Bürgersteig – ein weiteres, aber sehr viel kleineres Holzhäuschen, das man auch als Kiosk bezeichnen könnte. Das Warenangebot wurde auf einem Schild angezeigt; „Obst“, „Gemüse“, Zigarren“, „Zigaretten“, „Tabak“ – für ein sogenanntes Büdchen ein recht vielfältiges Angebot. Leider hatte ich diesen Wilshaus-Kiosk noch nicht auf dem Schirm, als ich 2018 in zwei „Bommeraner“-Ausgaben die verschiedenen Büdchen vorgestellt habe. 

Familie Wilshaus besaß hinter ihrem Haus einen sehr großen Garten, in dem sie das angebotene Obst und Gemüse selbst anbaute. Dieser Garten erstreckte sich bis zu dem Siepen, in dem der heute verschwundene Bach Rigeike floss, und zwar von der evangelischen Kirche her kommend. Das Ehepaar Wilshaus erinnert sich, dass in den 1950/60er Jahren dort tatsächlich noch Wasser floss.

Ein weiteres Schild auf dem Gemälde weist das kleine Gebäude auch als „Trinkhalle“ aus.

Meine Gesprächspartner weisen auf den Brunnen hin, der links neben dem Haus abgebildet ist. Er lieferte das Wasser, aus dem man hier mit Hilfe von Kohlensäure und Aromen „Knickelwasser“ herstellte. Es handelte sich um eine weit verbreitete Limonade, die in einer speziellen Flasche verkauft wurde. Ein „Knickel“ (= Glasmurmel) bildete sozusagen den Verschluss der Flasche und musste zum Öffnen mit dem Finger in die Flasche hineingedrückt werden. Während des Krieges holte man sich auch Wasser aus diesem Brunnen, wenn in einem Wittener Krankenhaus Wasserknappheit herrschte.

1937

Im Jahr 1937 ließ der Großvater das alte Ensemble, Wohnhaus und Kiosk, abreißen, und es entstand das heutige Gebäude Nr. 86, direkt neben der damaligen Gaststätte „Dorfkrug“. Bis in die Nachkriegszeit ging der Verkauf im neuen Haus weiter. Danach waren Sohn und Enkel nicht mehr als Händler tätig, sondern als Gärtner bei der Stadt Witten.

Doch nun zurück zu dem bereits erwähnten bemerkenswerten Foto. Es zeigt eine Gruppe von zirka 150 Personen vor dem Saal der ehemaligen Gaststätte „Zappe“, Elberfelder Straße 1, direkt gegenüber auf der anderen Straßenseite. Der markante Eingangsbereich der heutigen Physiotherapie stammt noch aus alter Zeit, aber die halbrunden Fenster mussten einer Renovierung weichen. Thomas Michler berichtet, dass sich im Inneren noch die ehemalige Saal-Bühne erkennen lässt.

Vermutlich auf Initiative der Bommeraner Familie Wilshaus traf man sich in großer Zahl  am 19. September 1937 an diesem Ort zu einem sogenannten „Familientag“ (= Sippentreffen) von Familien mit den Namen „Wildeshausen“, „Wildeshaus“ und „Wilshaus“.

Bericht von Dieter Schildt

Schlagwörter


  • Volksbank Bochum Witten EG
  • Stadtwerke Witten   Banner

Auch interessant

Meist gelesen