Vier markante Ziegel-Gebäude
Historischer Rundgang: Bommeraner Backstein-Bauten
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Hoffmann’sche Ringofen erfunden, der eine kontinuierliche und massenhafte Produktion von Ziegelsteinen/Backsteinen ermöglichte.
Diese Methode kam dem steigenden Bedarf an neuen Baumaterialien entgegen, die während des Baubooms im Rahmen der Industrialisierung nachgefragt wurden. Ziegeleien schossen wie Pilze aus dem Boden. In Bommern waren es vor allem zwei wichtige Firmen: die Ziegelei Dünkelberg auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Nachtigall und die Ziegelei Schulte-Kleinherbede im Bereich der heutigen Straßen „Bleichestraße“ und „Auf der Bleiche“.
Vier markante Ziegel-Gebäude in Bommern – erbaut zwischen 1894 und 1900 – werden hier vorgestellt, wobei besonders die dekorativen Elemente des Backsteinbaus im Vordergrund stehen.
Muttentalstr. 13
Dieses heutige Wohnhaus beherbergte das „Restaurant zur Nachtigall“. Das Lokal wurde als „Tor zum Muttental“ angesehen und hatte einen attraktiven, naturbelassenen Außenbereich („Herrlich schöne Tannenanlagen“) und warb zeitweise mit Platz für 1.000 Gäste.
Alte Postkarten zeigen eine Frontseite mit aufwendigen Dekor-Elementen, die vor allem den Quergiebel hervorhoben. Durch Umbauten wurde die Fassade vereinfacht, dennoch weist der Backsteinbau immer noch sehr markante Schmuckdetails auf: das Jahr der Erbauung 1895 und prägnante Zierfelder und Friese.
Brenschenschule
Dem Ziegelei-Besitzer Schulte-Kleinherbede gehörte ursprünglich das Grundstück, auf dem die Schule 1899 entstand. Er lieferte auch die Ziegel für den Bau. Dieses öffentliche Gebäude zeigt hohe Ziegelwände, die von einem horizontalen Gurtgesims – untypisch in Sandstein – gegliedert werden. Diese profilierten Leisten ragen mehr oder weniger aus der Wand hervor und trennen in der Regel die Geschosse. Bemerkenswert sind auch die Formsteine in der Einrahmung (Laibung) großer Fenster. Diese besonderen Backsteine waren Spezialanfertigungen mit Rundungen oder geometrischen Formen, die von der Quaderform des üblichen Ziegelsteins abwichen.
Bodenborn 55
Das Wohn- und Geschäftshaus erfüllt auch heute noch dieselbe Funktion. Am deutlichsten sticht an der hohen Wand Richtung Kapellenstraße das Dekor-Element „Deutsches Band“ hervor. Dieser Zierfries besteht aus einer Schicht von über Eck gelegten Steinen, die eine „Sägeschicht“ bilden und hier zusätzlich darüber und darunter mit jeweils einem Gurtgesims eingerahmt sind. An der Schaufensterfront wechselt das Material: Markante gusseiserne Säulen rahmen die Fenster ein.
Elberfelder Straße 10a
Die ehemalige Elektrozentrale war von besonderer Bedeutung für die erste Stromversorgung in Bommern und für die Einspeisung des Stroms für die Straßenbahn. Es folgte die Nutzung als Turnhalle und heute als Wohngebäude. An der Giebelseite fallen Zier-Friese auf, wie wir sie an alten Burgen finden. Außerdem wird ein „Deutsches Band“ von Lisenen durchbrochen, die das Mauerwerk gliedern. Es handelt sich um vertikale, nur wenige Zentimeter herausragende Verstärkungen der Wand.
Text und Fotos: Dieter Schidt
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